Wie entsteht deine Kleidung?

Jeden morgen wieder gehe ich an meinen Kleiderschrank und suche mir mein Outfit heraus. Ich überlege, was ich an diesem Tag vorhabe und welche Kleidungsstücke praktisch wären. Dann ziehe ich mich an und der Tag beginnt. Vielleicht wechsle ich während des Tages meine Kleidung, vielleicht bewundere ich einen Pulli oder die Hose einer anderen Person, vielleicht mache ich mir auch überhaupt keine Gedanken um meine Klamotten.

Zusammenfassend- Kleidung ist Alltag, Kleidung ist immer da, Kleidung brauchen wir, um uns wohl zu fühlen. Deswegen denken wir auch meistens nicht weiter darüber nach. Doch als ich letztens auf meinen neuen Pulli geschaut habe, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich kenne den Prozess der Herstellung von Klamotten nicht komplett. Natürlich habe ich mir schon oft darüber Gedanken gemacht, wie die Arbeitsbedingungen bei der Produktion von Klamotten sind, wie die Produktionswege verlaufen etc.. Doch wirklich im Detail analysiert, wie aus einem Rohstoff, wie Wolle oder Hanf, eine schicke Hose wird, habe ich nie.

Das soll sich ändern. Im folgenden Artikel fasse ich zusammen, was ich bei meinen Recherchen zu genau diesem Thema herausgefunden habe. Ich finde es super spannend, alltäglichen Dinge genauer auf den Grund zu gehen. Viel Spaß.

Aus welchen Rohstoffen werden Klamotten hergestellt?

Das Wort Rohstoffe passt heutzutage eigentlich nicht mehr so ganz, denn neben pflanzlichen und tierischen Rohstoffe gibt es auch noch Chemiefasern zur Herstellung von Kleidung.

Pflanzliche Fasern (bestehen aus Zellulose)

  • Baumwolle (strapaziös, leicht waschbar, hautfreundlich, luftdurchlässig…)
  • Leinen (Meist Sommerkleidung: strapazierfähig, kühlt auf der Haut)
  • Hanf (Umweltfreundlich und widerstandsfähig

Tierische Fasern (bestehen aus Eiweisverbindungen)

  • Wolle (hält warm, ist atmungsaktiv, nimmt Gerüche und Schmutz kaum an – Schurwolle, AlpaKa, Angora-Wolle, Kaschmir, Mohair)
  • Seide (hält warm und kühl, ist aber eher empfindlich)

Chemiefasern (mit Hilfe chemischer Verfahren)

  • Viscose, Modal, Acetat (aus cellulosehaltigen Rohstoffen- leicht und Pflegeleicht)
  • Polyester, Polyamid, Elastan, Mikrofaser (aus Kohle oder Erdöl- leicht und pflegeleicht)

Wie werden die Rohstoffe verarbeitet?

Bevor die Rohstoffe verarbeitet werden können, müssen sie natürlich geerntet werden. Baumwolle wird auf großen Feldern abgeerntet, gepresst und zum nächsten Produktionsort geschickt. Schafe werden rasiert, um Wolle herzustellen, die im nächsten Schritt gewaschen, gekrempelt, gesponnen und gewebt oder gefilzt wird. Bäume (meist Buchen, Eukalyptus, Bambus, Fichten) werden gepflanzt, um den Rohstoff Cellulose herzustellen, welcher in Verbindung mit chemischen Substanzen zu Viscose, Modal oder Acetat verarbeitet wird. Naja und wie ich schon erwähnt habe, werden Stoffe wie Polyester zum Beispiel aus Erdöl gewonnen.

Schritt Nummer Zwei ist die Herstellung von Garnen durch Spinnen der Rohfasern. Wie du dir vorstellen kannst, entstehen dadurch Fäden, die zur Produktion von textilen Flächen gewebt, gestrickt oder gewirkt werden müssen. In diesem Prozess werden chemische Präparate zum Schutz der Fasern und Garne eingesetzt. So werden, um eine einfachere Verarbeitung und geringere Belastung der Rohstoffe sicherzustellen, beispielsweise Schlichtemittel und Spinnöle verwendet.

Ein wichtiger Punkt ist die Veredelung. Dieser Schritt kann zu verschiedenen Zeitpunkten der Kleidungsherstellung getätigt werden. Je nach Qualität und Gusto des Verkäufers erfolgt das Vorbehandeln, Färben, Drucken und Ausrüsten entweder schon an der Faser, am Garn, an der Rohware oder erst am Fertigprodukt. Unumgänglich für diese Prozesse sind Chemikalien wie Komplexbinder, Formaldehyd, Farbstoffe, Tenside, Natriumhypochlorid, Sulfide und viele weitere.

Wenn die Textilflächen fertig sind, findet die Konfektionierung statt. In diesem Herstellungsschritt werden die fertigen Stoffe zugeschnitten, genäht und verpackt. Natürlich nach Vorstellung und Schnittmuster der Modelabel.

Was sind die Transportwege während der Herstellung?

Das waren schon ziemlich viele Infos, aber eines möchte ich dir noch mit auf den Weg geben. Die Transportwege. Eigentlich kannst du dir die Wege so vorstellen, dass zwischen jedem einzelnen Schritt, lange Wege zurückgelegt werden müssen. Denn das Land, welches die Rohstoffe bereitstellt, ist nicht unbedingt das günstigste zur Weiterverarbeitung.

So kann es vorkommen, dass die Baumwolle für ein Shirt in den USA erzeugt, in Indien gewebt und auf den Philippinen gefärbt wurde. Als ob das nicht schon genügend Transportwege gewesen wären könnte das Shirt danach nach Bangladesch in die Näherei gekommen sein und daraufhin in ein Osteuropäisches Land zur Etikettierung mit Preisschildern, Pflegehinweisen. Zu guter letzt kommt das Shirt im Shop des Ziellandes an, wo du es neben vielen anderen Kleidungsstücken anprobierst.

Fazit

Unzählige Arbeitsschritte und tausende Kilometer weiter fragst du dich vielleicht auch, was man gegen so ein Wirrwarr machen kann. Denn wie vorhin schon erwähnt sind nicht nur die schlecht bezahlten Arbeiterinnen (ca 75-80 % sind Frauen) Gesundheitsrisiken ausgesetzt, sondern auch wir, die die Chemie eng am Körper tragen. Auch der Umwelt gefallen solche Chemikalien nicht besonders und die Transportwege fördern definitiv kein stabiles Ökosystem.

Wo kann man ansetzten? Was kann besser gemacht werden? Wer ist verantwortlich? Fragen, die ich schwer zu beantworten finde. Doch meiner Meinung nach ist es wichtig, die Prozesse einmal zu verstehen, denn dadurch entsteht bei dir, als Verbraucher, ein Bewusstsein für die selbstverständlichen, alltäglichen Dinge. Und wer weiß, wenn du das Wissen weiterträgst, deinen Freunden, Familienmitgliedern und Bekannten auch davon erzählst, ändert sich vielleicht etwas.

Wenn mehr Menschen in Kaufhäusern einkaufen, die sich bewusst dafür entscheiden, die Produktionskette zu überwachen, werden die FastFashion Kaufhäuser vielleicht bald keine Chance mehr haben. Sicher wird das ein langer Prozess sein, doch es lohnt sich mitzuwirken und das zu tun, was in seiner eigenen Macht steht. Gut oder Second Hand einkaufen.

Quellen:
http://www.oeko-fair.de
https://utopia.de/ratgeber/viskose-eigenschaften-und-nachhaltigkeit-der-kunstseide/
https://www.myecostay.eu/blog/schafwolle-in-europa-ist-eine-renaissance-in-sicht/
https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/HG__Bekleidung_Umwelt_BB_JE_06_2010.pdf

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