Es gibt Tage, heute ist zum Beispiel so einer, da fragt man sich was für ein Sinn hinter dem ganzen Reisen steht. Man weiß und realisiert und ist sich bewusst über den Luxus, den man sich leisten kann einfach ein Jahr lang zu verschwinden. Doch manchmal kommt man nicht umhin sich die Frage zu stellen, ob das jetzt wirklich erfüllend ist.
Ein Großteil der Zeit wird normalerweise mit Arbeit geprägt. Manchen Menschen gefällt das mehr, manchen weniger- das hängt natürlich damit zusammen, ob einem der Job Spaß macht oder nicht. Wie oft habe ich während der Arbeitszeit an Urlaub gedacht und mir genau die Freiheit, die ich jetzt habe gewünscht.
Vorstellungen über das Reisen oder die perfekte Reise sind meistens ganz anders als die Reise an sich dann wirklich wird, vor allem wenn man länger unterwegs ist. Ich erinnere mich vor der Reise viele Pläne gemacht zu haben: Kitesurfen, Wellenreiten, Gitarre lernen, malen, Online Kurse machen, Schreiben, gutes Essen kochen, Yoga machen, Joggen, Handstand üben etc. Vieles mache ich natürlich- wenn der Wind mitspielt wird sofort gekitet, wenn es Wellen gibt gesurft, wenn das Wetter gut ist Yoga gemacht und wenn man nichts zu tun hat eines der anderen Sachen.
An Tagen wie diesen klappt das Ganze aber nicht so ganz, wie man es sich vorstellt. Ich musste mich gerade sehr überwinden, mit dem Schreiben anzufangen und lag vorher einfach ein paar Stunden herum und habe nichts getan. Es gibt keinen besonderen Grund dafür, die Laube ist einfach nicht optimal und der Tatendrang hält sich in Grenzen. Es könnte daran liegen, dass wir die letzten Wochen mit anderen Leuten zusammen gereist sin und jetzt wieder alleine unterwegs sind. Man gewöhnt sich doch an das Socializen und genießt die Gespräche mit anderen Menschen (vor allem wenn man sie besser kennenlernt).
Genauso gut kann das schlechte Wetter eine Rolle spielen oder die unbrauchbaren Wellen. Schwierig zu sagen und extrem schwierig gezielt darüber nachzudenken und dem Problem auf die Schliche zu kommen. Wer kennt dieses Gefühl nicht von zu Hause- es gibt nun mal diese Tage, an denen auch der glücklichste Mensch sich fragt, was für einen Sinn das ganze hat. Einerseits beruhigt mich der Gedanke, dass so welche Gefühle normal sind. Andererseits hätte ich das einfach nicht von einer solchen Chance erwartet.
Denn das ist es- eine Chance! Das ganze Jahr zu reisen. Der Monate Kolumbien und danach (wer träumt nicht davon) mit unserem selbst ausgebauten Van durch Europa. Wie geil ist das bitte! So viel zu sehen, so viele Möglichkeiten, so viel Leben am Meer. Könnte nicht besser sein und klingt, als würde es wenig Herausforderungen geben.
Doch die größte Herausforderung ist, wie sich herausstellt, die Sinnesfrage. Nicht nur, was ich wirklich will, sondern auch wofür ich diese Reise unternehme. Ich bin 26 Jahre alt und habe noch nicht das gefunden, was ich einmal machen möchte. Beziehungsweise habe ich noch nicht mal eine Ahnung in welche Richtung es gehen soll. Und mit diesen Gedanken cruze ich einfach durch die Weltgeschichte und mache nichts, außer ein paar Hobbies nachzugehen?
Verpflichtungen gibt es, denn der Wassertank muss immer gefüllt sein, Essen bereitet werden, abgewaschen werden, weitergefahren werden und Spots gesucht werden. Ist gar keine leichte Aufgabe und kann auch gut mal viel Zeit in Anspruch nehmen. Wenn es ein schönes Ziel gib oder die Wetterlage es uns erlaubt unseren Hobbies nachzugehen sind wir auch meistens platt, ko und super zufrieden. Doch wenn man ein paar Tage nicht so viel zu tun hat, wird es schwierig. Dann denkt man nach.
Ich meckere auf hohem Niveau und ärgere mich über diese negativen Gedanken, die gewisse Tage sehr unangenehm machen. Und doch gehört es dazu. Denn muss es nicht auch schwierige Zeiten geben, um die guten Tage wirklich zu genießen und wertzuschätzen? Das Leben läuft doch komplett an einem vorbei, ohne dass man die schönen Dinge sieht, wenn man nicht auch mal negative Momente hat. Es ist meiner Meinung auch vollkommen okay, seine schlechten Launen zu haben. Man sollte gar nicht immer denken ‚anderen geht es noch schlechter, mir geht’s ja eigentlich gut…‘, denn in dem Moment ist man einfach nicht in bester Stimmung und darf das auch zeigen. Jeder Mensch hat andere Vorstellungen von Glück und Zufriedenheit, jeder Mensch hat andere Bedürfnisse, jeder Mensch ein anderes Schmerzempfinden. Wie können wir uns also mit den anderen vergleichen?